Susanne Waltermann zeigt Arbeiten auf Papier, in deren Zentrum jeweils eine Frauenfigur bzw. ein Kleid als Stellvertreterin der weiblichen Figur steht. Diese Kleider wachsen aus dem Bildfond förmlich hervor und scheinen sich in einem Dazwischen, zwischen dem Papier und dem Raum, zu bewegen. Das feine Relief ist in unendlich aufwendiger Handarbeit mit Nadel und Faden entstanden. Die besondere Ästhetik dieser Bilder changiert zwischen ihrer Zartheit und der Hartnäckigkeit und Entschlossenheit, mit der das empfindliche Papier perforiert und letztlich durch die Vernähungen auch verstärkt wird. Denn alle Fäden, die wir auf der Oberfläche sehen, laufen auf der unsichtbaren Rückseite weiter. In dieser Polarität zwischen einer schwebenden, träumerisch-märchenhaften Erscheinung und ihrer vielschichtigen und durch viele kleine Stiche zu einem stabilen Geflecht anwachsenden Materialität liegt die Spannung dieser Bilder. Als Metaphern des Weiblichen sind sie bei weitem nicht so zerbrechlich, wie es auf den ersten Blick scheint, sondern behaupten sich mit ihrer eigenen Logik im Raum. (Sabine Elsa Müller)
Angaben zur Technik
Tusche und Gouache auf Japanpapier, mehrere Schichten, Durchnähungen mit Baumwoll- und Polyestergarn.