Die Motive der »Votivbilder« von Susanne Waltermann reichen vom Uringlas bis hin zum Würstchen. Angedeutet sage ich mal bei längerem Hinsehen: Würstchen sowohl als auch. Strümpfe, Unterhose und -hemd, weiße Kleider in Variationen, ein homöopathisches Mittel, ein kleines Fläschchen, Herzen und Hände und mehr erkennen wir. Was erbringt dieses Ensemble für unsere Augen? Wollene Strümpfe gegen die Kälte im Winter, Kleider für eine oder keine Hochzeit, der Muskel Herz für Schlag um Schlag, Handflächen, durchnäht, gezeichnet, gemustert, Hände, die man gibt und reicht, eine Hand mit goldenen Ring mit goldenem Faden, an dem wir alle seiden hängen, Unterhose und Unterhemd, vielleicht das letzte Hemd, das wir noch haben, und vereinzelt Schrift, gleichsam eine genähte Litanei: Wie kann es anders sein? Liebe kommt und Liebe geht, Liebe kommt und Liebe geht, Kommen und gehen, wohin auch immer. Diese Deutungssätze über die »Votivbilder« fußen zutiefst, nicht bodenlos, auf eine Lebens- und Sichtweise, die eine existenzialistische Spiritualität aufweisen. Der Todernst des Lebens und die Habseligkeiten des Da- und Hierseins werden von Susanne Waltermann in Beziehung gebracht, ins Bild gesetzt, die Einfachheit als Meditationsbild, visibel, nicht fromm, gespiegelte Dinglichkeit im Hinblick auf zwingende Notwendigkeiten. (Joachim Rönneper)
Angaben zur Technik
Tusche, Gouache, Lackstift und Pigmente auf Papier, zum Teil Unterlegung mit Drucken, Durchnähungen mit Polyestergarn. Die seriellen »Votivbilder« entstehen seit 2009 als Unikatserien, jeweils drei bis fünfzehn Exemplare.